Translate

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Der Schwarzwald aus der Luft

am dienstag habe ich mein schicksal in die hände von alfred rombach aus waldau gelegt. obwohl der 64jährige nur neun finger hat - der zeigefinger der linken hand blieb im kindesalter in einer holzsägemaschine - hatte ich vollstes vertrauen. rombach fliegt seit über 30 jahren und hat bisher etwa 5.000 starts, 1.200 flugstunden mit rundflügen und diverse privatflüge ins rheinland bis hin ins ehemalige ostpreußen absolviert - entgegen den spötteleien von kumpels, die meinten, er komme nicht einmal bis hüffingen. ich sagte begeistert zu, als er mich bei bestem wetter und bester thermik zu einem rundflug mit einer C 42 B mitnahm. lustig fand ich, dass es sich um ein ultraleichtflugzeug handelt, das 400 kilo wiegt, und der pilot selbst 110 kilo auf die waage bringt. das ermöglicht es ihm, das flugzeug locker mit einer hand aus der halle auf den flugplatz der "segelfluggruppe reiselfingen e.V." zu schieben, nur wenige kilometer luftlinie von schollach entfernt.
die C 42 B kostet etwa 70.000 euro, gehört dem verein, und wurde von einem ehemaligen testpiloten der nationalen volksarmee konstruiert (!), den es in den schwarzwald verschlagen hat. im tank waren etwa 40 liter superplus, genug für etwa 450 kilometer oder drei flugstunden.
http://www.youtube.com/watch?v=lozCh2c3pz8

bevor es in die luft ging, galt es, eine liste mit sicherheitschecks abzuarbeiten. unter anderem müssen die rotorenblätter eine weile per hand gedreht werden, bevor sie sich später mit 2.000 umdrehungen pro minute so schnell drehen, dass man sie nicht mehr sehen kann. auch das macht rombach mit links und vier fingern.
nachdem der motor warmgelaufen war, flogen wir los. vorher hatte rombach angeboten, die tür neben mir auszuhängen, wegen der besseren sicht nach unten. "das wird nur e weng ungemütlich." ich lehnte dankend ab.




in wenigen minuten warenw ir auf 3.500 fuss, bald auf 4.000, 5.000 und schließlich auf 6.500 fuss höhe. das sind etwa 1.600 meter. "aus dem alter bin ich raus, wo ich kleine mädchen erschrecken muss", sagte rombach lachend.
und dann fragte er: "willscht mol fliege?" entsetzt schaute ich ihn an. "ich will auch wieder lebendig runter", ermunterte er mich. einige sekunden hielt ich respektvoll den steuerknüppel, damit er ein bild von mir machen konnte.

rombach erklärte mir die orte, die wir überflogen: den hochberg mit dem gasthof engel, seinen hof in waldau mit den mutterkühen auf der weide, das simonswälder tal, die hexenlochmühle, das höllental, breitnau, den titisee, die ravennaschlucht, altglashütte, den schluchsee, den er noch nie mit so viel wasser gesehen hat, den hotzenwald, st. blasien, die rothausbrauerei, den feldberg, die wutachschlucht usw. der wald unter uns war so klein, dass die bäume wie tannennadeln aussahen und eine herde schafe wie dahin gestreute gnocchi.
+
natürlich drehten wir auch eine runde über das schollachtal.


und so sieht der beierleshof, auf dem ich wohne, von oben aus.
nach einer stunde wollte rombach zur landung ansetzen. aber die thermik wollte nicht so, wie er wollte. deshalb musste er einen zweiten anlauf nehmen. sanft setzte er die maschine auf die wiese. ich putzte die scheiben und tragflächen des flugzeugs, während rombach die nötigen papiere ausfüllte. ein einstündiger rundflug kostet nur 72 euro. www.sfg-reiselfingen.de

1 Kommentar:

  1. Der Papa wie er leibt und lebt, schön geschrieben ;)
    (Allerdings hiesse es "Rombach", aber "d' Rothebur" wär auch gegangen)
    Grüsse

    AntwortenLöschen